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Ein Hepatitis-Patient

Dienstag, April 23rd, 2013

Durch eine Bluttransfusion habe ich seit mehr als 40 Jahren eine Hepatitis C Typ 1 und befinde mich seit 1992 in der Leberambulanz.

Meine erste Therapie habe ich 2001 mit Interferon (einmal täglich spritzen)und Ribavirin für 48 Wochen durchgeführt. Bei dieser Therapie ging es mir sehr schlecht. Zwar teilten mir die Ärzte mit, dass nach ca. sechs Wochen Besserung eintreten würde, was jedoch nicht geschah. Auch die Versprechungen der Ärzte, dass Besserung auch danach eintreten würde, trafen bei mir nicht zu. Deshalb habe ich an mir selbst gezweifelt, weil ich sonst nicht anfällig bin.

Nachdem ich die 48 Wochen geschafft hatte, sagte ich mir: “Niemals mehr eine Therapie.”

Leider wurde der Virus nach ca. zwei Monaten wieder bei mir festgestellt.

Also weiter in die Leberambulanz.

2005 musste ich feststellen, dass man niemals “nie” sagen sollte, denn ich habe die zweite Therapie wiederum für 48 Wochen mit Peginterferon (einmal die Woche gespritzt) und Ribavirin durchgeführt. Auch diese hat sehr gut angeschlagen, aber leider kam auch wieder nach Beendigung der Therapie der Virus zurück. Die zweite Therapie habe ich besser vertragen, weil ich wusste, was auf mich zu kam.

In der Selbsthilfegruppe (SHG) Rhein-Main e.V. habe ich Halt gefunden, weil dort ebenfalls Betroffene sind, die wissen, um was es geht und die Krankheit auch verstehen. Unter anderem wurde auch die neue Triple-Therapie diskutiert und in den Vorträgen der Ärzte erläutert. Bei diesen Vorträgen wurde mitgeteilt, dass die Relapser die besten Heilungschance haben (diese liegen bei 88%) .

Deshalb habe ich mich nochmals überwunden, die Dreifachtherapie zu machen. Am  22.2.2012 habe ich mit Peginterferon, Ribavirin und mit dem neuen Medikament Telaprevir begonnen.

Die Einnahme der Telaprevir-Tabletten alle acht Stunden mit mindestens 20 Gramm Fett war für mich eine Tortur. Wegen der Appetitlosigkeit hatte ich beim Essen immer ein Würgegefühl / Brechreiz.

Auch hatte ich starken Hautausschlag mit Juckreiz, den ich mit BetaGalen Lotion 0,1% Emulsion, behandelt habe.

Meine Hämorrhoiden waren ebenfalls sofort aufgebrochen, obwohl  diese sich vorher nicht bemerkbar gemacht hatten. Dies war mehr als schmerzlich. Ich musste deshalb einen Arzt für Koloproktologie aufsuchen, der Hämo 3 Grad feststellte und mir sagte, dass diese zeitnah operativ entfernt werden sollten. Nach Rücksprache mit meinem behandelten Leberarzt teilte dieser mit, dass ich die Hämo-OP während der Therapie zurück stellen sollte. Mir wurden Zäpfchen „Posterisan corte“ und Salbe verschrieben. Nachdem ich die Zäpfchen u. Salbe längere Zeit eingenommen hatte, stellte sich dann Besserung ein.

Diese zwei Schmerzen waren so stark, dass ich die anderen Nebenwirkungen nicht so richtig war genommen habe, wie
- Psychische Störungen  (aggressiv und anteillos, wollte nicht unter Leute)
- Blutarmut
- Appetitlosigkeit, (wegen Tabl. Einnahme alle 8 Std mit ca. 20 gr. Fett) .
- Geschmacksstörung und Metallgeschmack
- Übelkeit  ( Brechreiz )
- leichte Gedächtnislücken
Und das Allerwichtigste: Der Ehepartner muss sehr viel Geduld und Rücksichtnahme mit bringen.

Die Therapie hat bei mir sofort angeschlagen (nach vier Wochen war ich virusfrei), sodass wir diese nach 24 Wochen beendet haben.
Nachdem zwischenzeitlich weitere 24 Wochen vergangen sind und der Virus nicht mehr nachweisbar ist, werde ich als geheilt geführt, was mich sehr glücklich macht. Die Strapazen der Therapie haben sich also gelohnt.

Gerhard Schmitt