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Hämochromatose: Krankengeschichte, männlich, 60 Jahre

Montag, Mai 13th, 2013

Schwiegersohn spendet Teil seiner Leber: Ein Bericht der Hämochromatose-Vereinigung

Hämochromatose ist die erblich bedingte Eisenspeicherkrankheit. Auch Herr L.M. (Name geändert) ist davon betroffen und unterzieht sich seit Jahren einer regelmäßigen ärztlichen Kontrolle.

Im Sommer 2012 plötzlich die erschütternde Diagnose: Leberkrebs im letzten Stadium, die Lebenserwartung nur noch kurze Zeit. Das Klinikum veranlasste sofort über den Sozialdienst die Bereitstellung notwendiger Ausrüstungen, u. a. ein geeignetes Bett für die erforderliche Pflege zu Hause. Für den Betroffenen, selbst noch im Arbeitsprozess stehend, und seine Angehörigen war diese Diagnose ein Tiefschlag und sie standen vor einem schwarzen Loch. Selbst der Enkel konnte dies nicht fassen, bangte um seinen Opa und schrieb ihm:

„Gib bitte nicht auf, wir drücken dir die Daumen – viel Glück.“

Auf die Frage einer Lebertransplantation erfolgte durch den verantwortlichen Arzt eine negative Antwort, es stünden keine ausreichenden Spender zur Verfügung. Die Verabreichung von Medikamenten führte zusehends zum körperlichen Abbau und wurde eigenständig wieder abgesetzt und dem Klinikum mitgeteilt.

Als Angehöriger der Chemnitzer Selbsthilfegruppe Hämochromatose wurde Kontakt zu einem Sprechermitglied aufgenommen und entsprechender Rat eingeholt. Es wurde empfohlen, der Entscheidung des Klinikums zu widersprechen und direkten Kontakt mit dem der Selbsthilfegruppe nahestehenden und fachkundigen ärztlichen Experten aufzunehmen.

Eine Untersuchung führte zu dem Ergebnis, dass bei Gewinnung eines Spenders, der bereit sei, einen Teil seiner Leber zur Verfügung zu stellen, so z.B. durch die Ehepartnerin, Kinder oder dem Betroffenen nahestehenden Personen, eine Transplantation möglich sei. Die nächsten Angehörigen erklärten sich für eine derartige Untersuchung sofort bereit.

Im Rahmen der Diagnostik wurde die Leber des Schwiegersohnes für den Eingriff als geeignet befunden, der auch einer Transplantation zustimmte. 65 % der Leber des Schwiegersohnes wurden Herrn L.M. in der Universitätsklinik Jena durch den Ltd. Klinikdirektor mit Team erfolgreich transplantiert.

Betroffener und Spender erhielten danach eine umfangreiche Reha-Kur in entsprechenden Kliniken. Während der Schwiegersohn die Operation relativ gut überstand und durch seinen Arbeitgeber danach einen Schonplatz zur Verfügung gestellt bekam, musste Herr L. M. noch einige komplizierte Eingriffe über sich ergehen lassen. Kurz vor Weihnachten 2012 erfolgte dann die Entlassung nach Hause, wobei die gesundheitliche Verfassung dem Krankheitsverlauf entsprechend angepasst war.

Die ärztliche Nachsorge und Betreuung durch die Ansprechpartner der Universitätsklinik Jena bei weiteren Untersuchungen und auch bei Anfragen zur Anwendung von Arzneimitteln ist sehr gut. Ebenso war die Betreuung während des Aufenthaltes in den Reha-Kliniken, welche auf die Belange des Betroffenen gefühlvoll und individuell eingegangen sind, ausgezeichnet.

Im vorliegenden Fall zeigt sich wieder einmal die Bedeutung des Zusammenhalts der Familie und die Mitgliedschaft und Zusammenarbeit in einer Selbsthilfegruppe. Kontakt und Unterstützung Betroffener untereinander sind bei schwerwiegenden Diagnosen eine wertvolle Hilfe.

(Der Name des Patienten ist unserem Partnerverein, der Hämochomatose-Vereinigung bekannt)